Jessern   (24.-26. 9.)

Am 24. 9. auf dem Campingplatz Jessern "an der Geisterschlucht" gelang es mir, beim Rangieren zwischen den Bäumen zwei Rinnen des Fahrradhaltes zu verbiegen. Die Rückfahrkamera wiegte mich in falscher Sicherheit, denn ihr Gesichtsfeld fing erst beim Halter an. Die Räder und auch der Wagen nahmen gottseidank dabei keinen Schaden.
Da es recht früh war, starteten wir noch am selben Tag eine erste kleine Tour: um die Südspitze des Schwielochsees nach Goyatz und direkt ans Ufer. Nach einer Sonnenpause gegenüber der Leichhardt-Stele gings weiter, und der Weg entfernte sich lang­sam vom Ufer und war plötzlich zu Ende. Also zurück und gesucht, wo wir die richtige Abzweigung verpasst hatten. Die stellte sich als völlig zugewachsener Trampelpfad heraus. Immerhin konnten wir unsere Räder gebückt hindurchschie­ben, bis er sich zu einer Wiese öffnete. Währenddessen kam mir wieder einmal der Gedanke, daß man seine Reisen mit einer ActionCam festhalten sollte. Dummer­weise halten diese Dinger für unsere Touren bei weitem nicht lange genug durch. Der Pfad wurde bald zum Schotterweg, der auf einen wunderbar asphalt­ierten Radweg stieß, auf dem wir durch herrlichste Natur weiter Richtung Norden radelten. In Zaue bogen wir ab hinunter zum Seeufer und zwischen Campingplatz und Ufer immer weiter. Der Campingplatz nahm kein Ende, dafür wurde der Weg immer sandiger, und so ergriffen wir bei nächster Gelegenheit die Flucht Richtung Straße, nicht ohne uns noch zwischendrin am Kiosk "Waldklause" ein wenig zu stärken. Dann gings auf der Straße zurück nach Zaue, und von dort über Ressen nach Goyatz und zum Campingplatz. Mit 16 km war das eine unserer kürzesten Touren.

Der Radweg von Goyatz nach Zaue am Tag zuvor hatte uns so gut gefallen, daß wir ihn am 25. 9. in voller Länge in eine Tour einbauten, die um den ganzen Schwieloch-See herumführen sollte. In Zaue fuhren wir diesmal nicht hinunter zum Seeufer, sondern blieben oben und schauten uns die hübsche alte Feldstein-Kirche und ihren Friedhof an. Danach ging es weiter nach Norden, mal durch Wald, mal durch Felder, mal auf, mal ab. Auf einer freien Kuppe südlich von Sawall ein Aussichts-Pavillon: "Leichhardt-Blick". Man merkt: wir befinden uns im Leichhardt-Land. Gestern schon die Stele im See, außerdem fiel uns bereits auf dem Weg hierher gelegentlich ein Schildchen des "Leichhardt-Trail" auf. So verwundert es nicht, daß uns kurz darauf ein ziemlich umfang­reicher Pulk offensichtlich englischsprachiger Radfahrer entgegenkam. Wir haben sie nicht angehalten, aber ich verwette meine Wasserflasche dafür, daß es Australier waren. So war es unvermeidlich, in Leichhardts Geburtsort Trebatsch dem Leichhardt-Museum einen ausgiebigen Besuch abzustatten. Den "Leichhardt-Stein" ließen wir aber links liegen.
Weiter ging es nach Nordosten, zwar entlang der B87, aber auf einem wunderbar asphaltierten Radweg einige Meter versetzt im Wald, bis zu einem Ort, mit dem schönen Namen "Ranzig". Dort bogen wir in den Feld- und Waldweg zur Fähre nach Leißnitz, einem an einem Stahlseil geführten Ponton, der von Hand über die Spree gezogen wird. Von Leißnitz ging es südlich nach Glowe, wo Renate einen Abstecher machte hinunter zum Ort am Ufer, den ich mir ersparte, und weiter nach Sarkow. Der Weg von dort nach Friedland war wieder ein sandiges Tal der Tränen, dafür gabs anschließend wieder Asphalt entlang B168 und L441 bis Möllen. Dort begann ein überwiegend wildromantischer Uferweg, der uns schließlich nach Jessern und nach insgesamt 45 km zum Campingplatz führte.

Später dann gönnten wir uns ein Abendessen mit wunderbarer Aussicht über den See in den Hafenterrassen am "Bahnhof" der stillgelegten Spreewaldbahn von Lübben nach Cottbus.

Am 26. 9., dem letzten Tag unserer Reise, wollten wir auf der Rückfahrt noch eine kleine Rundtour von 20 km einlegen, die in Ranzig auf einem großen Parkplatz beginnen und uns als erstes noch einmal zum Leißnitzer Fährmann führen sollte, allerdings diesmal auf einem anderen Waldweg. In Leißnitz ging es nach Norden. Da die Straße wegen Bauarbeiten für Autos gesperrt war, hatten wir sie bis Kummerow (auch nicht das Kummerow der Heiden) ganz für uns alleine. Am Ende wartete dann Beeskow auf uns, das wir diesmal über die Spreeinsel betraten. Wir hielten uns dort nicht lange auf, sondern verließen den Ort wieder auf der Straße nach Ranzig. Sie hatte auch hier einen asphaltierten Radweg ein wenig abseits im Wald. In Ranzig selbst, verlief der Radweg leider unmittelbar neben der Straße, und kurz vor Erreichen des Parkplatzes geriet Renate in den Sog eines Lastwagens und wurde durch ihn vom Radweg auf die Fahrbahn gezogen, gottseidank erst, als der Wagen schon vorbei war. Renate stürzte dort, konnte sich aber wieder aufrappeln, bevor der nächste Lastwagen herankam. Dadurch kam sie mit ein paar blauen Flecken und Abschürfungen davon, auch das Pedelec hat keinen ernsten Schaden genommen.

Nach diesem Schrecken luden wir die Fahrräder wieder auf und fuhren mit einigen durch Umleitungen bedingten Schlenkern und Schleifen über Hamburg nach Hause.