Havelberg 2019 18. 9. - 21. 9. 2019       alle Photos

Mittwoch, 18. September 2019: Oldenburg - Havelberg     19. 9.  

Am 18. September ging es mit dem Auto gen Osten, das letzte Stück der Havel zu erkunden. Die Pedelecs auf dem Halter hinten, düsten wir über die Autobahn, Renate am Steuer, Richtung Hamburg. Am Rastplatz Grund­berg­see machte wir kurz Halt: man hatte uns angehupt und gestiku­liert, und tatsächlich stand eins der Räder nicht richtig in seiner Schiene. Hinter Hamburg ging es nach Osten auf der hinlänglich bekannten Strecke. Am Park­platz Hahnen­koppel bei Reinbeck (der nächst­gelegene Ort heißt interessanter­weise "Büchsen­schinken") wechselten wir. Der GPS-Track beweist, daß wir mal wieder ohne Stau an Hamburg vorbei gekommen waren.

Am Schweriner Kreuz bogen wir auf die A14 nach Süden ab. Ein Hinweisschild auf den Ludwigsluster Kanal löste den spontanen Entschluß aus, doch einmal nachzusehen, was sich in Ludwigslust seit unserem Besuch 2011 verändert hat. Renate wollte bei der Gelegenheit auch noch etwas einkaufen (was genau ist nicht mehr zu eruiren), und so parkten wir am Westende der Breiten Straße. Während Renate ihr Geschäft suchte, saß ich herum, bewachte das Auto und kaufte schließlich auch etwas: ein Sixpack - allerdings kein Bier, sondern Socken vom Ramschladen. Schließlich wanderten wir durch die Lindenstraße zum Alexandrinenplatz und weiter die Schloßstraße entlang. An die erinnerten wir uns noch recht gut, sie schien deutlich belebter als vor acht Jahren, aber immer noch blühten überall die Rosen vor den Häusern. Am Schloß schließlich bogen wir in die Schloßfreiheit ein und gelangten über einige Fußwege, die Kanal- und Erste Wasserstraße zum Auto zurück. Nach fast einer Stunde ging es wieder auf die A14 bis zu ihrem Ende bei Karstädt, dann auf der B5 und später B107 bis nach Havelberg. Kurz darauf genossen wir schon den phantastischen Blick von unserem Balkon auf die Havel.

Nachdem wir uns eingerichtet hatten war es noch früh genug, den Ort zu erkunden. Wir schwangen uns also auf die Räder und und fuhren los, über die Steintorbrücke auf die Insel der Altstadt zur Touristen-Info an der Uferstraße. Nach den ersten Erkundigungen radelten wir dann aussen um die Insel bis zur Brücke unter dem Dom. Vor der steilen Treppe kapitulierten wir allerdings und radelten lieber zum Fuß des Domberges, dort dann den Prälatenweg hoch bei erträglicher Steigung zum Domplatz. Dort erwarteten uns nicht nur der Dom, sondern auch Zar Peter der Große und Friedrich Wilhelm I. von Preußen. Und im "Dolce Vita" haben wir gegessen.

Auf dem Rückweg besuchten wir den Burggrafenstein, der zur 500-Jahrfeier des Einzugs des Burggrafen Friedrich von Nürnberg in Brandenburg im Jahre 1912 errichtet worden war, und besichtigten Überbleibsel der Bundesgartenschau aus dem Jahr 2015. Nach einem Abstecher zum EDEKA an der Pritzwalker Straße radelten wir zu unserer Ferienwohnung mit einer riesigen Schleife über den Campingplatz auf der Spülinsel und die Altstadtinsel.



Donnerstag, 19. September 2019: Rundtour Quitzöbel - Rühstädt - Bad Wilsnack     20. 9.     - top -

Für den 19. hatten wir eine Rundtour nach Nord­westen geplant, die uns unter anderem zur Mündung der Havel in die Elbe und die rechtselbische Umge­bung führen sollte. Auf dem Weg nach Norden nahmen wir die Abkürzung vom Calvarienweg durch den Wall zur Havelstraße, doch die war auch eine Sackgasse, und so schlichen wir durch den Garten des Arthotel Kiebitzberg ziemlich bergauf zum Schönberger Weg und konnten nun endlich losradeln auf dem Radweg der Wilsnacker Straße (L3). Schon nach 1,5 km verführte uns die Abzweigung in Toppel, nach einem Uferweg direkt an der Havel zu suchen. Stattdessen fanden wir ein altes Kirchlein, das sogar geöffnet war. Weiter ging es also auf der Haupt­straße, durch Nitzow, wo auch eine Dorfkirche zum Anschauen einlud, bald danach in den Wald am Havel­knie, wo ein Hinweisschild auf ein KZ-Aussen­lager hinwies, und weiter, bis uns kurz vor Quitzöbel ein Wegweiser auf die "Wehrgruppe Quitzöbel" hinwies.

Wir hatten zwar rechte keine Idee, was das sein könnte, aber es reitzte uns mehr als die Binnendüne Quitzöbel, und so bogen wir nach Süden ab, erst durch Wiesen, dann durch Wald, und standen bald am Ufer des Gnevsdorfer Vorfluters vor einer gewaltigen Baustelle, wo drei Wehre "grundinstandgesetzt" werden. Begonnen wurde 2009, eine auf 2020 datierte Webseite sagt 2021: "Die Arbeiten dauern an." Durch Öffnen und Schließen der Wehre kann die Havel hier entweder direkt in die Elbe münden oder sie muß sich 10 km lang durch den parallel zur Elbe verlaufenden Vorfluter bis Gnevsdorf quälen. Obwohl überall gebaut wird, gelangten wir nach kurzer Rast und Erkundung der Anlage über die Wehre auf die lang gestreckte Insel zwischen Elbe und Vorfluter. Sie ist allem Anschein nach ein Vogelparadies, und wir radelten ziemlich bis zum Ende, wo man über ein viertes Wehr die Insel nach Gnevsdorf verlassen kann. Vor dem Haus Nr. 1 gabs Honig zu kaufen.

Weiter ging es zunächst nach Nordwesten, dann nach Nor­den nach Rühstädt, wo wir einen Blick auf den Landgasthof "Storchenkrug" und das Schloßhotel Rühstädt warfen. Beide luden uns nicht zum Verweilen ein, erst recht nicht zur Mittagspause. Ein paar hundert Meter weiter aber gibt es die Pension "Zum Storchenhof", und die war so recht nach unserem Geschmack, also genehmigten wir uns hier einen Imbiss. Nach einer halben Stunde radelte wir weiter nach Norden bis Bälow, wo die Dorfkirche unsere Aufmerksam­keit erregte. Von dort ging es 3 km nach Südost und dann nach Nordost, immer durch Felder und Weiden. An der Brücke über den Bach Karthane konnten wir einen Eisvogel beim Fischen beobachten, leider nicht sehr lange. Hinter Groß Lüben bogen wir wieder nach Südost ab und schlichen uns dicht an der Bahnlinie Hamburg - Berlin durch den Ort, bis wir endlich einen größeren Wald erreichten. Hier ließ es sich gut radeln und an einem Picknickplatz mitten im Wald kurz rasten. Dann ging es weiter bis Roddan, wo es wieder ein hübsches Dorfkirchlein zu betrachten und umrunden gab, bevor wir wieder im Wald weiter nach Südosten radelten.

So erreichten wir den Knick der L10, dem wir am Morgen nach Westen gefolgt waren. Von da an fuhren wir auf dem Hin­weg wieder zurück, aber ohne die Schlenker in Nitzow und Toppel, und auch das Arthotel Kiebitzberg verschonten wir und radelten lieber den ganzen langen Schöneberger Weg bis zur Einmündung des Calvarienweg und auf dem dann zur Ferienwohnung. Nach gut sechs Stunden und 60 Kilometern waren wir wieder in unserer Ferienwohnung und konnten uns verschnaufen. Aber nach einer guten Stunde machten wir uns wieder auf den Weg, um im Restaurant "Zur Domtreppe" im Freien unter dem Dom mit Blick über den Fluß zu Abend zu essen.



Freitag, 20. September 2019: Havelberg     21. 9.     - top -

Am Freitag wollten wir Havelberg selbst unter die Lupe nehmen. Mit den Rädern fuhren wir über die Steintorbrücke zur Touristen­info. Dort stellten wir die Räder ab und nahmen die Passage gegenüber Richtung Stadtzentrum. (Im Chinarestaurant am Ende der Passage haben wir am späten Nachmittag gegessen.) In der Langen Straße gingen wir nach Süden und "bewunderten" den gut erhaltenen DDR-Charm. Bei nächster Gelegenheit bogen wir rechts ab in Sandauer Straße und Salzmarkt, wo wir ein paar wirklich alte Häuser wie das Beguinenhaus oder die alte Feuer­wache fanden. Danach gings im Bogen und durch die Mühlen­straße zum Kirch­platz mit der Laurentius-Kirche. Über Schul­straße und Domstraße wanderten wir zum Markt, dann mit einigen Schlenkern links und rechts (wenn ich mich recht erinnere, kaufte ich auch noch ein Netzkabel für das Notebook, weil ich meins mal wieder in Oldenburg vergessen hatte) zum Ausgang der Altstadt an der Steintorbrücke und zurück zu unseren Rädern. Auf denen fuhren wir über die Fußgänger­brücke zur Spülinsel, am Camping­platz vorbei und Richtung Wohnung. Allerdings trieb uns die Neugier zu erforschen, wie weit am Ende der Straße der Weg führt, aber er wurde immer zugewach­sener und endete an einem verschlossenen Tor, sodaß wir reumütig umkehrten.

Nach einer Stunde Pause ging es wieder auf die Räder, aber diesmal durch den Krugtorhohlweg hinauf auf den Domberg, um den über tausend Jahre alten romani­schen Dom und seine Nebengebäude zu besichtigen. Der ehe­malige Kreuzgang mit etlichen Grabplatten war aller­dings eher gotisch, das Kircheninnere z.T. neuzeitlich.

Nachdem wir uns sattgesehen hatten machten wir uns auf zum "Haus der Flüsse" am Südufer der Havel, dem "Natura 2000"-Informationszentrum des Biosphären­reser­vates Mittelelbe, das zur Bundesgarten­schau 2015 eröff­net worden war. Außer interessanten interaktiven Instal­lationen und Präsentationen zur Natur des Fluß­systems Elbe-Havel im Inneren des Gebäudes gehört auch ein vom NABU betreuter Aussenbereich und ein Steg zur Petro­leuminsel mit Aussichtsplattform zu der Einrichtung.

Nach 1¾ Stunden machten wir uns wieder auf den Weg zu unserer Ferienwohnung, um dann am Abend ein drittes Mal in den Ort zu fahren und beim Chinesen in der Langen Straße zu Abend zu essen.



Samstag, 21. September 2019: Vehlgast - Strodehne - Schollene     - top -

Für den Samstag hatten wir eine längere Rundtour geplant mit Schollene als dem südlichsten Punkt. Wir starteten deshalb "schon" kurz vor 10 Uhr am Havelufer entlang nach Südost auf Calvarienweg und Bahnhofstraße, dann auf Bischofsberg und Wein­bergstraße nach Osten. Nördlich dieser Straße liegt ein Hang, wenn auch nicht so hoch und so steil wie der Domberg, an dem in früheren Zeiten der Meßwein angebaut worden sein soll. Trotz der Südlage soll er allerdings ziem­lich ungenießbar gewesen sein, weshalb der Anbau schon vor langer Zeit aufgege­ben wurde. Viel­leicht wird er im Zuge des Klimawandels wieder aufgenom­men. Richtung Süden hat man hier einen wunderba­ren Blick über die Havel und ihre Niederung.

Bei Wöplitz endet der "Weinberg", der Weg verläuft zunehmend im Wald oder am Rand zwischen Wald und Havelniederung. Aber bald ist der Wald zu Ende, nach einer kurzen Strecke übers freie Feld überqueren wir die "Neue Jäglitz". Ich gebe der Versuchung nach, auf einem Feldweg nach einer Abkürzung zu suchen, Renate wartet derweil. Zunächst geht es gut voran, aber nach gut ½ Kilo­meter ist der Weg verbarriakdiert (nachträglich scheint es laut OSM einen Weg nach Vehlgast zu geben), und ich kehre um.

Wir folgen also brav weiter dem Weg durch die Felder nach Klein-Damerow und dann weiter auf der K1024 nach Süden bis Vehlgast, zuletzt in einer schönen Allee. An deren Ende am Ortsrand biegt der Weg eigentlich nach Osten in die Dosseniederung ab, wir machen aber wenigstens eine kleine Runde um die Dorfkirche, viel mehr hat der winzige Fischerort nicht zu bieten.

Weiter nahe dem Nordufer der Dosse bis zur ersten Brücke und von da nach Süden durch Weiden und Felder, über die Alte Dosse und durch Scheunstelle ging es bis nach Stro­dehne hinein. Am Ortseingang trafen wir ein ausländisches Radlerpaar, das etwas suchte (was, ist uns leider entfallen) und dem wir letztlich trotz unserer Bemühungen nicht helfen konnten. Ansonsten besuchten wir den Wasser­wander­rast­platz und das kleine Strandbad. Das Gasthaus war leider belegt, deshalb hielt uns nichts mehr in diesem doch recht idyllischen Ort. Während Renate auf direktem Weg hinaus fuhr, sucht ich erfolglos nach einer alternativen Route. Auf Ziegenweg und Dorfstraße erreichte aber auch ich die L17, auf der Renate schon auf dem Weg zur Brücke über die Havel war.

Die L17 endet an der L2, die südlich an Garz vorbei führt. Wir machten aber einen Schlenker durch den Ort, und da die "Garzer Hafenkante" nicht geöffnet schien, holten wir in der "Garzer Kaffeestube" die Erfrischungspause nach, mit der es in Strodehne nicht geklappt hatte. Zusammen mit einer Gruppe Wassersportler sorgten wir für einen Andrang, den das winzige Etablissemant kaum bewältigen konnte.

Nach der Pause konnten wir durch einen Schlenker durch Felder und Wiesen die Haupt­straße für ein Stückchen vermeiden, mussten dann aber doch auf sie zurück, um nach Warnau zu gelangen. Dort unternahmen wir wieder zwei Ausreißversuche, mussten aber jedesmal nach wenigen hundert Metern reumütig zurückkehren. Der offizielle Radweg ging dann aber gar nicht auf der Landstraße, sondern auf meist asphaltierten Feldwegen (die Bäume auf dem Photo sind so ziemlich die einzigen zwischen Warnau und Schollene).

Südlich von Rehberg ging es für 7 km wieder auf die Landstraße, durch Molkenberg bis Schollene, dem südlichsten Punkt dieses Urlaubs. In der Gaststätte "Zur Linde" machten wir Rast und glichen den Flüssig­keitsver­lust aus. Anscheinend ist diese Kneipe die einzige im Ort, und auch auf unserer Tour im Jahr 2020, bei der Schollene unser nördlichster Punkt war, machten wir hier Rast. Sie hatte sich nicht zum Besseren entwickelt.

Zum Abschluß wollten wir dem Schloß Schollene (es gehört angeblich einem Herrn Marseille...) einen Besuch abstatten, wir konnten es aber nur von weitem sehen. Der Seniorenwohnpark Schollene gleich neben­an war auch nicht wirklich einladend, die weitere Umgebung noch weniger. So machten wir uns auf den langen Heimweg, hauptsächlich auf Landstraßen. Eine kleine Abwechslung war ein anderer Schlenker als auf dem Hinweg bis Warnau, und auch bei Kuhlhausen nutzen wir einen parallel zur Landstraße verlaufenden Feldweg. Zwischen Jederitz und Havelberg konnten wir einen Schwarm Kraniche auf den sumpfigen Felder südlich der L2 beobachten, ansonsten waren wir mit den Versuchen beschäftigt, unser strapaziertes Sitz­fleisch zu entlasten, bis wir schließlich über die südliche Brücke die Altstadtinsel erreichten und wieder einmal über die Spülinsel zu unserer Ferienwohnung fuhren.

Nach 9 Stunden und 80 km Fahrt konnten wir nicht nur unsere Wunden lecken, sondern auch den schönsten Sonnenuntergang unseres Aufenthalts genießen. Von der Heimfahrt am nächsten Tag habe ich weder Bilder noch GPS-Tracks noch Erinnerung. Übrigens hat jemand eine ähnliche Tour unternommen wie wir.

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